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Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für die Therapie von Lungenkrankheiten

Mitgliedschaft in der WATL

Die Rekrutierung neuer Mitglieder begleitet die WATL praktisch seit Beginn. Es erwies sich recht schnell, dass die Patienten-Kapazität der Gründungsmitglieder begrenzt war; um für die Studien in ausreichendem Maße Patienten zu finden, und das in einer überschaubaren Zeit, musste die WATL erweitert werden.
Von Anfang an war und ist ein grundlegendes Prinzip der WATL, dass man die Mitgliedschaft nicht erbeten oder beantragen kann. Ein neuer Kandidat wird von einem Mitglied (Paten) vorgeschlagen und muss auf jeden Fall folgende Voraussetzungen erfüllen: (1) Er muss an der Arbeit der WATL hohes Interesse zeigen, (2) er muss bereit sein, an kooperativen, multizentrischen Studien aktiv teilzunehmen, und (3) er muss prinzipiell die Möglichkeit haben, Patienten in die Studien einzubringen.
Letzteres bedeutet, dass ein zukünftiges Mitglied über eine genügende Bettenkapazität verfügt oder dass die Struktur seiner Praxis in das WATL-Profil „passt“. So können nur pneumologische Kliniken oder Fachpraxen teilnehmen, eine Selbstverständlichkeit, die aber doch erwähnt werden sollte.

Größtenteils wurden diese 3 Postulate in den letzten 50 Jahren durchgehalten. Um sich bei Punkt 1 nicht nur auf verbale Zusagen verlassen zu müssen oder „Seilschaften“ zwischen vorschlagendem Paten und Kandidat aufzusitzen, war es lange Zeit üblich, dass ein mögliches neues Mitglied zunächst als Gast-Mitglied an einer laufenden Studie teilnehmen musste, natürlich auch an den Sitzungen der WATL, und sich so an die Usancen der WATL gewöhnen konnte; umgekehrt konnten auch die Mitglieder der WATL ihn näher kennenlernen. Die Aufnahme als volles Mitglied erfolgte dann nach gewisser Zeit.
So erschien bei vielen der mindestens einmal jährlichen Mitgliederversammlungen der Tagesordnungspunkt „Neue Mitglieder“. Hier stellte ein Mitglied einen (nicht anwesenden) Kandidaten vor. Die Versammlungsteilnehmer konnten in der anschließenden Debatte ihre Meinung äußern und nach weiteren Details fragen. Nur in einem Fall kam es vor, dass ein Kandidat bei der abschließenden Abstimmung abgelehnt wurde.

Die Zahl der Mitglieder stieg von den 10 Gründungsmitgliedern in den folgenden Jahren mäßig an; sie betrug z.B. nach 10 Jahren (1973) 21 und schwankte gemäß den Aufzeichnungen in den erhaltenen Jahresprotokollen von 1970 bis 1979 zwischen 17 und 22 Mitgliedern.
Neben dem hier beschriebenen Procedere erfuhr die WATL 3 größere „Aufnahme-Wellen“. Schon bald nach Gründung traten Schwierigkeiten und Verzögerungen in den Studienabläufen auf, weil die Teilnahme an Studien für die Mitglieder erhebliche Arbeit und beträchtliche Belastungen mit sich brachte. Dem Engpass versuchte man dadurch gegenzusteuern, dass jedes Mitglied einen Vertreter aus seiner Klinik als zusätzliches Mitglied benennen konnte. Diese Entscheidung erwies sich als eine sehr hilfreiche Regelung; der Mitgliederkreis wurde zwar umfangreicher, doch stießen auf diese Weise neue, erfahrene Kollegen hinzu und die genannten Schwierigkeiten entfielen oder wurden zumindest verringert.

Jahre später entwickelten sich in der WATL neue Schwerpunkte; Studien wurden vorgeschlagen, die die Mitarbeit von Thoraxchirurgen sinnvoll erscheinen ließen. Deshalb wurde eine Anzahl von thoraxchirurgischen Kollegen gewissermaßen in einem Kraftakt aufgenommen, die Mitgliederzahl stieg 1986/87 auf fast 70. Im Nachhinein zeigte sich, dass sich diese Erweiterung nachteilig auswirkte. Ein Teil der neuen Mitglieder konnte sich in die Arbeitsweise der WATL nicht integrieren, zudem kam eine Studie mit thoraxchirurgischem Schwerpunkt nicht zustande. Im Verlauf der nächsten Jahre verlor sich der Kontakt und auch die neuen Kollegen „verloren“ sich. Die Mitgliederzahl sank auf einen Level zwischen 25 und 36 Mitgliedern.
Mit neuen Studien zu Allergien, Asthma bronchiale u.ä. entstand ein weiteres Problem: Die Patienten, die an diesen Krankheiten litten, wurden kaum in pneumologischen Kliniken, sondern vielmehr ambulant behandelt, sodass solche Studien die Mitarbeit in eigener Praxis niedergelassener Fachkollegen erforderten, die erst requiriert werden mussten.

Tab. 1: Ehrenmitglieder
1985 Dr. med. Ingeborg Schütz
1985 Dr. med. Hans Jürgen Hussels
1991 Dr. med. Gerhard Forschbach
1994 Prof. Dr. med. Friedrich Trendelenburg
1998 Prof. Dr. med. Heinrich Jungbluth

Im Laufe der Jahre wurde aus so manchen verdienten Mitarbeiter Ruheständler, die nicht mehr aktiv an Studien teilnehmen konnten, aber trotzdem weiterhin an der WATL sehr interessiert blieben. Andererseits war der WATL an diesen Mitgliedern sehr gelegen, nicht nur aufgrund der über viele Jahre gewachsenen Bekanntschaften, ja Freundschaften, sondern auch aufgrund ihres Wissens, ihrer praktischen Erfahrung. Nach längeren Diskussionen wurde der Status eines „beratenden Mitglieds“ kreiert und von den älteren Mitgliedern akzeptiert und begrüßt. Beratende Mitglieder nahmen an den Mitgliederversammlungen der WATL teil (§ 3.3 der Satzung in der Fassung von 1998).
So gab es in der WATL „in ihren besten Zeiten“ Voll-Mitglieder, beratende Mitglieder und Gast-Mitglieder einer bestimmen Studie (Studienmitarbeiter); letztere wurden zur Teilnahme an einer konkreten Studie gebeten, ohne gewähltes WATL-Mitglied zu sein. Auch wurden zeitweilig wegen der Fülle der vorgeschlagenen Studien Arbeitsgruppen zu einzelnen Themen eingerichtet, die gesondert tagten und anschließend den Stand der Diskussionen der Mitgliederversammlung mitteilten.
Einzelne Mitglieder hatten sich um die WATL derart verdient gemacht, dass Vorstand und dann Mitgliederversammlung sie zu Ehrenmitgliedern ernannten [Tab. 1].
Hervorgehoben werden muss, dass mehrere WATL-Mitglieder aufgrund ihrer Tuberkulose-Expertise aktiv in die Aufgaben des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) eingebunden waren. Im Laufe der Jahre intensivierten sich auch die Beziehungen zur DGP. Der langjährige WATL-Vorsitzende Friedrich Trendelenburg war ein engagierter „Netzwerker“ und sorgte dafür, dass die WATL als korporatives Mitglied in den Koordinationsausschuss und damit in den Beirat der DGP aufgenommen wurde und dort auch heute noch vertreten ist. Mehrere WATL-Mitglieder übernahmen auch die Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) bzw. ihrer Vorläufer [Tab. 2].

Tab. 2: Präsidenten
Karl Unholtz 1969 / 1970
Helmut Seidel (stv.) 1973 / 1974
Karl Ludwig Radenbach 1979 / 1980
Friedrich Trendelenburg 1983 / 1984
Jürgen Meier-Sydow 1991 / 1992
Robert Loddenkemper 1993 / 1994
Nikolaus Konietzko 1995 / 1996
Rainer Dierkesmann 1997 / 1998
Gerhard W. Sybrecht 1999 / 2000
Helgo Magnussen 2003 / 2004
   
Tagungspräsidenten  
Gerhard Schultze-Werninghaus 2002
Karl Häußinger 2003
Ulrich Costabel 2013
Jürgen Behr 2016

Im Jahr des 25-jährigen Jubiläums der WATL 1989 kam es zum Fall der Mauer bzw. Grenzöffnung zwischen den deutschen Staaten. Durch die deutsche Wiedervereinigung erweiterte sich dann erfreulicherweise auch der Kreis der teilnehmenden Lungenkliniken und -abteilungen aus den ostdeutschen Bundesländern. Derzeit zählt die WATL 36 Mitglieder. Weder die Anzahl noch die regionale Herkunft der Mitglieder hat bei der WATL je eine große Rolle gespielt, wichtig ist das uneigennützige Engagement und damit gilt weiterhin der Satz, den Gerhard Forschbach anlässlich des 25. Bestehens der WATL geprägt hat:

Wir Alle Tun es aus Leidenschaft

[Autoren: Robert Kropp, Robert Loddenkemper]

Literatur
1. Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (Hrsg.). 100 Jahre DGP – 100 Jahre deutsche Pneumologie. Berlin, Heidelberg, New York 2010

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